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Die kleine Waldmaus und der Waldfrühling

„Frühling ist schön“, sagte die kleine Waldmaus und sie dachte an die Erzählungen von Opa Maus. Viel hatte der ihr in den langen Wintermonaten vom Frühling erzählt. Und er hatte nicht übertrieben. Die kleine Waldmaus staunte, als sie an diesem Frühlingstag auf dem Waldweg unweit der Mäusehöhle stand und den Sonnenstrahlen zuwinkte.
„Der Waldfrühling ist noch viel schöner als all die Geschichten von Opa Maus.“
Sie lachte. So froh fühlte sie sich hier in der warmen Frühlingssonne. Und so glücklich. Endlich war es wieder warm. Und die Luft! Wie köstlich sie duftete! Nach frischer Erde und süßen Blüten. Hmmm!
Die kleine Maus schloss die Augen, schnupperte und versuchte, die Sonnenstrahlen festzuhalten. Wie köstlich zart sie ihren Mausepelz streichelten. Gut tat das nach der langen Schattenzeit des Winters. Gut und so wohlig, dass sich die kleine Maus am liebsten zu einem Schläfchen mitten auf den Waldboden in diesen Sonnenfleck gelegt und die Augen geschlossen hätte. Schlafen und genießen. Hmm!
„Schön!“, murmelte sie wieder. „Frühling ist ja sooo schön. Der Wald ist wieder hell und warm und fröhlich. Er riecht auch gut. So frisch und süß. Ein Duft, der hungrig macht.“
Die kleine Waldmaus sprang über den sonnigen Waldweg. Frische Gräser und duftige Waldkräuter strebten an dessen Rändern dem Licht entgegen. Dazwischen blühten himmelblaue Veilchen, Buschwindröschen, Löwenzahnblüten, Scharbockskraut, Leberblümchen und Sauerklee. Sie dufteten nach einem neuen fröhlichen Leben.
Die kleine Waldmaus jubelte. So sehr freute sie sich über diesen hellen Tag. Sie quiekte und kicherte und lachte ein freundliches Mäuselachen.
Es klang so fröhlich, dass man meinen konnte, der Wald und seine Bewohner würden innehalten und der Freude der kleinen Maus lauschen. Mucksmäuschenstill war es nämlich für einen klitzekleinen Moment geworden. Eine Stille, die sich heiter anfühlte. Und die kleine Maus hüpfte und huschte und sauste und sprang und tänzelte von einem Grashalm zum anderen, von Blüte zu Blüte hin und her.
„Frühling ist schön!“, rief sie wieder. „So schön! Ich kann ihn sehen und hören und fühlen und riechen und schmecken. Spürt ihr ihn auch? Oh, wie ist das Leben schön!“
Das klang so niedlich, dass die Waldtiere schmunzelten und die Bäume ihre noch kahlen Zweige mit den vielen frischen Blattknospen hin und her wiegten. Selbst die Sonne hielt für ein Weilchen inne und streichelte mit ihren Strahlen über den Waldweg.
Dann aber zog sie weiter, und das war gut so. Schwere Schritte erschütterten nämlich den Waldboden. Es waren Menschenschritte und die kleine Waldmaus erwachte jäh aus ihrem Frühlingstänzchen. Mit einem großen Satz sprang sie zu dem großen Schüsselblumenbüschel hinüber. Dort machte sie sich mauseklein und verbarg sich, bis die Menschen, ein Mann, eine Frau und zwei Kinder, vorbei gegangen waren.
„Die Menschenleute haben also auch gut überwintert“, dachte sie. „Gut zu wissen. Ich muss also auch in diesem fröhlichen Frühling vorsichtig sein.“
Dann zog sie weiter. Ihre Freunde vom letzten Jahr wollte sie suchen und fragen, ob sie sich auch so sehr über den Frühling freuten.

© Elke Bräunling

Hier liest dir Regina Meier zu Verl die Geschichte vor.

 

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Kleine Waldmaus im Frühling, Bildquelle © Alexas_Fotos/pixabay