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Ich bin ein Star, Nestbaugeschichte, Tiergeschichte, Vogelgeschichte
Star-Allüren
„Ich werde mich nicht vom Fleck rühren und hier sitzen bleiben, bis du schwarz wirst!“, schimpfte der Starenvater knurrig, als er sich von seiner Liebsten mal wieder ein Donnerwetter eingefangen hatte. Er saß auf dem Kirschbaum, ganz oben.
Die Starenmutter kannte das, zuerst war er knurrig und dann tat er doch, was sie wollte. War immer so gewesen und würde auch immer so bleiben. Das war Gesetz.
„Gut Schatz“, rief sie deshalb fröhlich. „Dann ruhe dich noch eine Weile aus und dann geht’s aber los, einverstanden?“
Sie bekam keine Antwort. Auch das kannte sie schon. „Männer!“, dachte sie und überlegte, ob sie einfach schon anfangen sollte mit dem Nestbau. Schließlich war sie eine tüchtige Frau und im Notfall könnte sie das sogar ganz allein.
Aus trockenen Blättern, Wurzeln, Stroh, Haaren, Wolle und Federn baute man so ein Nest. Im letzten Jahr war das urgemütlich gewesen und genauso wollte sie es auch jetzt wieder haben. Schließlich sollten die Kleinen ein schönes Zuhause haben. Die Frage war nur noch, wo sie sich niederlassen sollten, denn der Baum mit der schönen Höhle vom letzten Jahr war nicht mehr da. Das war mehr als schade und es verdarb der Vogelmama für einen Moment die gute Laune. Niedergeschlagen ließ sie ein Tränchen laufen, rappelte sich dann aber wieder auf.
„Ich bin ein Star, ich schaff das schon!“, sagte sie zu sich selbst, schüttelte ein wenig ihr prachtvolles Gefieder und hob ab, um sich auf die Suche nach einer Baumhöhle oder etwas Ähnlichem zu machen.
Währenddessen hatte der Starenvater die Augen geschlossen und genoss die ersten Frühlingssonnenstrahlen. Er nickte sogar ein wenig ein. Im Traum bestand er gefährliche Abenteuer und brachte seiner Liebsten von seinen Ausflügen immer etwas Leckeres mit. Gerade hatte er eine dicke Kirsche ergattert und wollte sie heimbringen, als er feststellte, dass man ihn an dem Ast, auf dem er saß, festgebunden hatte, mit Strohbändern und dicken Knoten. Es blieb ihm nichts übrig, als die Kirsche fallen zu lassen, was ja schon schlimm genug war. Noch schlimmer war allerdings, dass er die Knoten nicht lösen konnte, so sehr er sich auch bemühte. In seiner Not rief er laut um Hilfe:
„Ich bin ein Star – hol mich hier runter!“ Immer und immer wieder rief er diese Worte und du kannst dir sicher vorstellen, dass das auf die übrigen Gartenbewohner recht befremdlich wirkte. Hämisch lachten sie ihn aus und die Starenmama die lachte auch. Nicht so laut wie die anderen, aber doch laut genug, dass ihr Mann davon erwachte.
Die beiden hielten aber zusammen, verließen den Garten mit den hämischen Lachern und ließen sich im nah gelegenen Wald in einer wunderhübschen Baumhöhle nieder. Dort bauten sie ihr Nest und als endlich sechs prächtige hellgrüne Eier darin lagen, da sagte der Starenpapa: „Du bist mein Star, mein allerbester sogar! Ja, so war das!
© Regina Meier zu Verl

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