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Der Hahn zieht um, Frühlingsgeschichte, Hühnergeschichte, Hühnerhofgeschichte, Kindergeschichte
Aufregung im Hühnerhof
„Ihr könnt mir glauben, ich habe es genau gesehen!“, behauptete Ida, eine der ältesten Hennen auf dem Hof des Bauern Josef. „Mitten in der Nacht, noch bevor er einen Schrei loslassen konnte, haben sie ihn geholt und in eine dunkle Kiste gesteckt. Und nun ist er weg, einfach weg!“
„Reg dich nicht auf, Ida, das ist nicht gut für dein Hühnerherz!“, meinte Frieda, ihre Freundin, gelassen. „Es ist ja nicht der erste Kerl, der bei Nacht und Nebel verschwunden ist!“ Sie pickte weiter auf dem Boden herum, stets auf der Suche nach dem dicksten Korn.
Ida hatte keinen Appetit. Der Hahn Hermann war ihr ans Herz gewachsen, auch wenn er ein rechter Krachmacher war. Das war wohl auch der Grund dafür, dass sie ihn eingefangen und weggebracht hatten. Unglaublich! Menschen machten doch auch Lärm. Wenn Ida nur an die dicken Trecker dachte, oder an den Balkenmäher, mit dem der Sohn des Bauern häufig wie ein wildgewordener Handfeger durchs Gehege jagte.
„Vielleicht kommt er ja wieder zurück!“, piepste Kicki, das Junghuhn. „Kann ja sein!“
Frieda lachte laut auf. „Du Jungspund! Hast du jemals erlebt, dass einer von uns zurückgekommen ist?“
„Nee, aber ich bin ja auch noch jung, wie du richtig gesagt hast. Was sagt ihr Alten denn dazu? Ist mal einer zurückgekommen?“, wollte Kicki wissen.
Für einen Moment kehrte Ruhe ein.
„Ich!“, rief Agnes aufgeregt, „Ich habe das mal erlebt, am eigenen Leibe sogar!“
„Erzähl!“, riefen die Hennen neugierig.
„Es war kurz vor Ostern. Die Bäuerin hatte mich gepackt und in den Stall getragen. Ich wusste ja nicht, was sie vorhatte und deshalb habe ich mich auch gar nicht gewehrt.“
„Und dann?“ Kicki fand das sehr spannend und sie wünschte, sie wäre an Agnes‘ Stelle gewesen.
„Dann hat sie gesagt, dass ich eine schöne Suppe ergeben würde. Stellt euch das vor, sie wollte mich kochen, Hühnersuppe sollte ich werden!“, Agnes versagte es beinahe die Stimme, als sie daran dachte, welche Angst sie damals gehabt hatte.
„Ich war so in Panik, dass ich vor lauter Schreck ein Ei gelegt habe, mitten in die Hand der Bäuerin!“
Die Hühner gackerten los, einerseits vor Lachen, aber auch vor Schreck, denn noch kannten sie ja den Ausgang der Geschichte nicht.
„Und dann?“, kreischte Kicki.
„Dann hat sie mich losgelassen, sie wollte wohl das Ei nicht fallenlassen! Ihr könnt euch vorstellen, wie schnell ich gerannt bin, um ihr zu entkommen. Sollte sie doch mein Ei behalten, das hätte sie mir ja sowieso weggenommen. Aber …“ Agnes grinste.
„Aber?“ Kicki konnte es vor Aufregung kaum noch aushalten.
„Sie brachte es mir in den Hühnerstall und ließ es mich ausbrüten. Es war eben ein besonderes Ei!“, behauptete Agnes.
„Und? Was war es, ein Hähnchen, oder ein Hühnchen?“, wollte nun Ida wissen, die sich gar nicht erinnern konnte an dieses Geschehnis.
„Weder noch!“ Agnes grinst immer breiter.
„Häh? Sag schon, verflixt!“, riefen die Hennen.
„Da war der Bär drin, den ich euch gerade aufgebunden habe“, rief Agnes und machte, dass sie davonkam. Hühner haben nämlich spitze Schnäbel und die hätte sie sicher zu spüren bekommen.
Wo Hermann abgeblieben ist, das weiß ich leider auch nicht. Möglicherweise ist er einfach nur umgezogen.
© Regina Meier zu Verl
Hier kannst du dir die Geschichte anhören:
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