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Das Veilchen und das Mädchen

„Himmlisch ist dieser Duft, liebes Veilchen. Keine andere Blume riecht so herrlich wie du!“, sagte das Mädchen.
Das Veilchen neigte sein blaues Köpfchen verlegen zur Seite. Ein so schönes Kompliment hatte ihm noch niemand gemacht.
Ein Kind kniete auf dem Waldboden und beugte sein Gesicht immer wieder zu dem niedlichen Blümchen herab. Verzückt sog es den Duft des kleinen Blümchens ein.
„Am liebsten würde ich dich mit nach Hause nehmen, damit ich immer an dir schnuppern kann. Ich würde mich liebevoll um dich kümmern, aber …“
Das Veilchen war entsetzt. Dieses Kind würde doch nicht auf die Idee kommen, es abzupflücken. Das wäre das Ende. Dabei war es doch noch ganz am Anfang. Erst gestern hatte es seine Blüte zaghaft das erste Mal geöffnet.
„Aber“, sprach das Mädchen weiter, „das darf ich nicht!“
„Nein, das darfst du nicht“, flüsterte das Veilchen, „aber du darfst mich besuchen, jeden Tag, wenn du willst.“
Das Mädchen schnupperte noch einmal, dann erhob es sich.
„Morgen komme ich dich wieder besuchen“, sagte es und lächelte.
‚Sie hat mich verstanden‘, dachte das Veilchen und es war sehr glücklich.

© Regina Meier zu Verl